Thorsten Theis
Ich wurde 1971 in Waldbröl geboren, mitten in eine von Tälern, Wäldern, Flüssen und Seen geprägte Landschaft, die gleichzeitig in einer der ältesten europäischen Industrieregionen liegt. Dieser Gegensatz hat mich schon im
mer fasziniert. Ebenso begeistert war und bin ich von handwerklicher Arbeit und Präzision auf den tausendstel Millimeter: Eine Ausbildung zum Formenbauer, so umfangreich wie ein Studiengang, konnte mich jedoch nur teilweise zufrieden stellen. War die Begeisterung zum Präzisionsberuf eher intellektuell, so war und ist meine Begeisterung für das Material Holz emotionell: Es ist wunderbar, bei der Arbeit die Festigkeit und den Widerstand des Holzes zu fühlen, aber auch seine Nachgiebigkeit und Weichheit. Holz hat eine natürliche Schönheit, es fühlt sich gut an, es riecht gut und seine Klangfarben sind warm und angenehm. Ich kenne keine anderen Objekte, die diese Eigenschaften so ausgeprägt verkörpern wie Streichinstrumente. Besonders das Violoncello mit seiner sonoren Tonlage, seiner Größe und Kraft und dennoch ausgeprägten melodiösen Beweglichkeit hat mich schon immer tief beeindruckt. Ich erlernte deshalb, in meiner Heimat und in Mittenwald, den Beruf des Geigenbauers, mit dem Ziel, mich auf Violoncelli zu spezialisieren.
Heute bin ich weiterhin Formenbauer, denn mit einer exakten Form für den Korpus beginnt die Arbeit an jeder neuen Instrumentenlinie. Die einzelnen Elemente des Cellos wiederum forme ich unmittelbar mit den Händen aus dem natürlich gewachsenen Material, dass ich vorher mit größter Sorgfalt auswähle. Decke, Boden, Zargen und Hals füge ich bei jedem Bau zu einem Instrument zusammen, das den höchsten Ansprüchen genügen soll. Als Cellobauer möchte ich eigentlich selbst wie eines der Instrumente meiner Vorbilder werden: mit der Zeit immer besser und besser.
Fotos: Ingo Kasten